Hessische Hochschule für Polizei und Verwaltung in Mühlheim bekommt das Farbleitsystem

Dejan Pavlovic
Außentafel an der HfPV

Hessische Polizei in Mühlheim

Die Hessische Hochschule für Polizei und Verwaltung in Mühlheim ist von den vier Standorten der HfPV in Hessen die größte Einrichtung und hat Wiesbaden mittlerweile mit der Anzahl der Studierenden übertroffen. Der neue Campus wurde im Senefelderhaus mit einem vergleichbaren Konzept wie bei Google oder der Lufthansa versehen. Es gibt einen Audimax, wo große Veranstaltungen stattfinden können. Dazu gibt es Lehr-, Multifunktions-, Gruppen- und IT-Räume und viel Platz für Dozenten und Verwaltung. Gerade die zukunftsweisenden Technologien in der Kriminalbekämpfung werden hier sehr stark gefördert.
Im Senefelderhaus, das früher als Bürokomplex von Manroland (Druckmaschienenhersteller) genutzt wurde, werden nun neue Studiengänge, wie Cyberkriminalität, digitale Spurensicherung und Ermittlungsarbeiten im Internet angeboten.

Neben diesen neuen und innovativen pädagogischen Ansätzen wurde das Farbleitsystem als tragendes Konzept für die Organisation und Orientierung auf dem Campus ausgewählt. Da sich das Farbleitsystem seit 2009 in Hessen als Standard zur Orientierung und Kommunikation bei Krisenmanagement und AMOK-Fällen etabliert hat, war es eine logische Schlussfolgerung, dass auch im Bereich der polizeilichen Studiengänge das System direkt vor Ort praxisnah genutzt wird.

Das Farbleitsystem im Alltag

Das Farbleitsystem wurde in seinen Anfängen für Schulen konzipiert, da hier die schnelle Umsetzung, Langlebigkeit und der Alltagsnutzen neben dem Nutzen in Krisensituationen von zentraler Bedeutung waren. Auch nach über 250 Projekten wird das FLS immer weiter entwickelt und optimiert. Natürlich nicht mehr in der Geschwindigkeit wie in den ersten Jahren, aber es gibt immer wieder neue Funktionen und Nutzungsmöglichkeiten für das Farbleitsystem, die wir bei Bedarf ergänzen.

Das FLS ist seit über zehn Jahren ein bundesweiter Standard, der flächendeckend an Schulen installiert wird. Das Farbleitsystem hat in den letzten Jahren mehrere Machbarkeits- und Vergleichsstudien hinter sich, die alle das System positiv bewertet haben. Auch einige Bachelorarbeiten für angehende Polizisten wurden betreut, wo gerade die Thematik der Orientierung in Krisensituationen ein wichtiger Themenbereich war.

Nicht zu vergessen, dass das Farbleitsystem mittlerweile auch in offiziellem Lehrmaterial zu finden ist und neben den verschiedenen Erwähnungen in Wikipedia, Presse und Lehrbüchern auch in Leitfäden und Verzeichnissen als Bestandteil einer optimierten Prävention in Gebäuden Erwähnung findet.

Türmarker im roten Gebäudebereich
Türmarker im großen Saal mit offener Sicht in die Büros.
Türmarker im Innenbereich
Krankenhäuser, Leitstellen der Feuerwehr und jetzt die Hochschule der Polizei

Nicht nur Schulen haben das Farbleitsystem

Mittlerweile hat sich das FLS auch in den Behörden, Kreiskrankenhäusern und anderen Gebäudestrukturen etabliert. Gerade in den letzten Projekten wurde neben der Fachhochschule der Polizei auch eine Leitstelle der Feuerwehr im Main-Taunus-Kreis ausgestattet. Somit können die Einsatzkräfte bei der Feuerwehr das System auch im alltäglichen Gebrauch nutzen und kennenlernen. Langfristig, soll das Farbleitsystem alle relevanten Gebäudetypen abdecken können, wo Krisenmanagement und Orientierung im Notfall benötigt werden. D.h. je komplexer und frequentierter ein Objekt ist, desto wichtiger ist es, ein einheitliches und etabliertes Leitsystem zu installieren. Jede Kommunikation und Orientierung wird einfacher, sofern die Einsatzkräfte das System kennen und optimalerweise auch täglich nutzen.

Gerade Krankenhäuser, die neben dem Krisenmanagement auch eine sehr hohe Besucherfrequenz haben, können es sich nicht erlauben zwei parallele Leitsystem einzurichten und zu versorgen. Denn jedes komplexe Gebäude unterliegt einem ständigen Umbau, was zur Folge hat, dass alle paar Jahre im Innenbereich des Gebäudes (seltener im Außenbereich) neue Räume entstehen und Raumfunktionen sich ändern. Da das FLS neben dem Krisenfall auch für den Alltag für Besucher optimiert wurde und auch im Bereich der Inklusion einen großen Teil abdeckt, ist es als System langfristig auch aufgrund geringer Wartung und geringer Kosten ein sehr guter Begleiter.

Das Farbleitsystem ist für komplexe Gebäudestrukturen prädestiniert. Sowohl für Besucher als auch im Krisenmanagement kann es genutzt werden.
Blaue Türmarker

Installation des Farbleitsystems in Mühlheim

Die HfPV Mühlheim ist in einem ehemaligen Gebäude von Manroland untergebracht und wurde vor einiger Zeit an die HfPV für einen längeren Zeitraum vermietet. Natürlich gab es hierbei einige Umbaumaßnahmen, da die Anforderungen im Bereich Sicherheit und Organisation nicht der von Manroland entsprachen. Die Sicherheitsanforderungen sind in diesem Gebäude nun um einiges höher, neben Zugangskontrollen ist auch eine optimale und bewährte Orientierung einer der wichtigen Pfeiler für die Sicherheit der Studierenden.

Grundsätzlich wollten wir die vorhandenen Beschilderungen, soweit es möglich war, übernehmen. Auch die Gebäudebezeichnungen waren stimmig und konnten in das Farbleitsystem integriert werden. D.h. jedes Gebäudeteil hatte schon einen Buchstaben, wo wir dann die Grundfarbe ergänzten. Nummerierungen wurden im Clusterverfahren durchgeführt, damit die Nummernblöcke in den jeweiligen Gebäudeteilen bzw. Farbbereichen bleiben konnten.

Auch wurden speziell für die HfPV einige Icons gestaltet, die an den Türmarkern angebracht wurden. Flure und Schächte wurden bei diesem Projekt auch mit Nummern erfasst, was eigentlich beim FLS nicht üblich ist, aber ohne weiteres hinzugefügt werden kann.

 

Türmarker mit Icon
Kurze Türmarker als Zwischentüren

Erste Phase

In der ersten Umsetzungsphase wurde das Farbleitsystem nur bis zur 3. Etage montiert, da in den beiden obersten Etagen vier und fünf noch Bauarbeiten getätigt werden. Erst im Laufe des Jahres 2021 werden die vierte und schließlich 2022 die fünfte Etage fertiggestellt. Da das FLS generell sehr modular und flexibel ist, kann es auch in einem Gebäude funktionieren, wo noch nicht alle Etagen fertiggestellt sind.

Die Planung des Farbleitsystems wurde im November 2020 gestartet und im Januar 2021 wurden die ersten drei Etagen abgeschlossen.

Jedes Projekt hat etwas Spezielles. Wir schätzen die individuelle Anpassung.
Infotafel in jeder Etage

Infotafeln mit den jeweiligen Grundrissen und Farbbereichen des Gebäudes

Generell schauen wir uns gerne immer das vorhandene Orientierungskonzept an, um zu sehen, was wir davon in das FLS integrieren können. Hierbei, wie schon erwähnt, wurden die Buchstabenbezeichnungen übernommen. Dies kann man im oberen Bild sehen: Etage und Gebäudeteil sind mit der neuen Infotafel identisch. Die vorherige Infotafel wurde vorwiegend als textliche Informationsquelle genutzt, was nun bei der Polizeiakademie nicht mehr nötig ist.

Treppenbereich

Der Treppenbereich ist sehr wichtig für die Kennzeichnung

Die Erschließung im Brandfall oder in Krisensituationen wird vorwiegend über die Treppenräume getätigt. Darum ist es besonders wichtig diese entsprechend zu kennzeichnen. Die alte Beschilderung hatte zwei Informationen. Die Etage und den Buchstaben des Gebäudeteils. Wir haben die Schilder etwas überarbeitet und an den selben Stellen platziert. Beim FLS werden nun vier Informationen mitgeteilt. Neben der Etage und der Gebäudebezeichnung gibt es nun die Treppenbezeichnung und den Farbbereich. Alle Informationen sind gleichberechtigt wichtig, um den genauen Bestimmungsort zu kommunizieren und sich selbst im Notfall zu orientieren.

Oberlichtmarker und Türmarker

Weitere FLS-Elemente

Da sich das Farbleitsystem seit Jahren als Standard in öffentlichen Gebäuden in Hessen etabliert hat, sind nahezu alle Projekte in der Gestaltung und Umsetzung identisch. Natürlich sind in manchen Fällen einige Varianten möglich, wie z.B. in diesem Fall im unteren Bild die Wandmontage eines Türmarkers. Hierbei war es klar, dass einige Raumbereiche keine Türen haben werden, sondern öffentlich zugänglich sind. D.h. aber trotzdem nicht, dass es kein Raum sein kann. Deswegen wird hierbei diese Variante der Beschilderung genutzt.

Weitere Fälle, wo wir Modifizierungen tätigen, sind in denkmalgeschützten Gebäuden, in denen wir nicht die Möglichkeit haben die Türen zu bekleben. Trotzdem muss das Farbleitsystem einheitlich und wiedererkannbar sein. Nur durch die klare Erkennbarkeit des Systems kann sich das geschulte Personal sofort im Gebäude orientieren. Jede gravierende Änderung würde in Krisensituationen eine Unsicherheit erzeugen, die in allen Fällen vermieden werden sollte.

Wandmontage eines Türmarkers
Türmarker Büros
Das Farbleitsystem sollte flächendeckend bei allen Projekten gleich sein, um die Wiedererkennung zu sichern.
Türmarker im blauen Gebäudeteil
In der ersten Phase (01.2021) wurden eine Außentafel, 16 Innentafeln, 110 Oberlichtmarker, 90 Wandmarker und 500 Türmarker für die Installation des FLS benötigt.
Über Dejan Pavlovic Designer, Media Consultant, Business Angel
Seit 1994 entwickele ich als Designer für Unternehmen nach dem Prinzip der “10 Heuristiken” Userinterfaces und Webseiten. Durch Zufall bin ich durch die Krisenfälle in Deutschland seit 2009 mit dem Thematik der Leitsysteme und Orientierung in Berührung gekommen. Entwickelt wurde dadurch das Farbleitsystem (FLS). Mittlerweile wird es bundesweit an Schulen und öffentlichen Gebäuden von uns realisiert. Gerne tausche ich mich mit Planern, Betroffenen, Kritikern oder Befürwortern aus und erkläre, was ich mir während der Entwicklung gedacht habe. Leider gibt es einige Menschen, die gerne ohne mein Wissen über die Vor- und Nachteile eines einheitlichen Systems urteilen und einen Dialog mit mir meiden, was ich sehr schade finde. Auch kann es sein, dass ich mit manchen Thesen am Ende nicht immer richtig lag oder auch manches aus meinem Blickwinkel anders interpretiere. Das ist menschlich und im Schaffensprozess natürlich. Daher freue ich mich über Gegendarstellungen und andere Erfahrungen. Ich lasse mich gerne überzeugen und ergänze dann das Gesamtbild.
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