Low-Tech im Krisenmanagement an Schulen und Krankenhäusern: Eine kostengünstige und zuverlässige Lösung

Dejan Pavlovic
Foto von Umberto auf Unsplash
Foto von Umberto auf Unsplash - Hightech

In der Diskussion um die Sicherheit an Schulen und Krankenhäusern konzentriert sich oft die Aufmerksamkeit auf Hightech-Lösungen. Doch es gibt auch effektive Low-Tech-Ansätze, die sich als kostengünstige und zuverlässige Alternativen erweisen, insbesondere im Bereich des Krisenmanagements und der Prävention von Amokfällen.

Ein herausragendes Beispiel für Low-Tech-Lösungen ist das Farbleitsystem – kurz FLS, das sowohl im Alltag als auch in Notfallsituationen wie einem Amoklauf schnell und effektiv genutzt werden kann. Durch die klare farbliche Kennzeichnung von Räumen, Gebäudeteilen und anderen wichtigen Bereichen können Polizei, Sondereinsatzkommandos, Rettungsdienste und mittlerweile auch Krankenhauspersonal rasch handeln, ohne auf komplexe Technologien angewiesen zu sein. Ein solches System ist kostengünstig in der Anschaffung und erfordert keine aufwendige Wartung. Die Farbgebung und Konzeption ist zeitlos und benötigt keine regelmäßigen Updates.

Low-Tech ist im Gegensatz zu High-Tech nicht zu unterschätzen.

Darüber hinaus ermöglichen Low-Tech-Präventionsmaßnahmen wie Krisentrainings für Lehrer, Schüler und Krankenhauspersonal sowie regelmäßige Notfallübungen eine effektive Vorbereitung auf den Ernstfall. Diese Programme fördern das Bewusstsein für Sicherheitsfragen und helfen der Schul- und Krankenhausgemeinschaft, angemessen und angstfreier auf Krisensituationen zu reagieren. Einige Schulen und Krankenhäuser setzen auch auf einfache Sicherheitsvorkehrungen wie Türriegel oder Barrikaden, um potenzielle Eindringlinge abzuhalten und Zeit für eine Evakuierung zu gewinnen.

Low-Tech ist innovativer in der Handhabung.

Viele Schulen schätzen das Farbleitsystem

Ein aktuelles Beispiel für den erfolgreichen Einsatz von Low-Tech-Maßnahmen im Krisenmanagement an Schulen ist das Farbleitsystem im Main-Taunus-Kreis, Groß-Gerau, Hamm, Karlsruhe, Frankfurt, Wiesbaden, Rüsselsheim und weiteren Städten. Nach einer umfassenden Evaluierung der Sicherheitsvorkehrungen entschieden sich die Schulträger für die Implementierung des Farbleitsystems, um das Auffinden von Räumen und Gebäudeteilen bei Notfällen zu verbessern. Durch die klare Kennzeichnung können Polizei, Sondereinsatzkommandos und Rettungsdienste im Ernstfall schnell und gezielt handeln, was zu einem effektiveren Krisenmanagement führte. Aber nicht nur in Notfällen ist das FLS eine zuverlässige Unterstützung, auch im täglichen Leben erleichtert es die Orientierung.

High-Tech ist teuer, wartungsintensiv und schnell veraltet.
Taunusblickschule in Hofheim
Taunusblickschule in Hofheim

Im Vergleich dazu sind Hightech-Lösungen im Bereich der Schulsicherheit oft kostenintensiv und erfordern regelmäßige Wartung und Updates. Die Anschaffung von Überwachungskameras, Zugangskontrollsystemen und Sicherheitssoftware kann eine erhebliche finanzielle Belastung für die jeweiligen Schulträger darstellen. Zudem sind die Serviceleistungen für diese Technologien aufwendig und können zusätzliche Kosten verursachen. Man weiß nie, was in 5 oder 10 Jahren sein wird. Dagegen stehen die Schulgebäude mehrere Jahrzehnte.

Low-Tech überzeugt langfristig in allen Bereichen.
Märkisches Gymnasium in Hamm

Die Vorteile des Farbleitsystems

Das Farbleitsystem bietet jedoch nicht nur eine effektive Lösung für das Krisenmanagement, sondern erzielt auch Synergieeffekte in Bezug auf Inklusion und Barrierefreiheit. Die klare Kennzeichnung von Räumen und Gebäudeteilen erleichtert es Menschen mit eingeschränkter Mobilität, sich in den Gebäuden zu orientieren und die jeweiligen Räume schnell zu finden. Diese barrierefreie Gestaltung trägt zu einer inklusiven Schul- und Krankenhausumgebung bei, in der sich alle sicher und wohl fühlen können.

Ein weiterer Vorteil des Farbleitsystems ist seine Flexibilität und schnelle Umsetzbarkeit. Bei Umbaumaßnahmen oder der Hinzufügung neuer Gebäude kann das System problemlos angepasst werden, ohne dass komplexe technische Änderungen erforderlich sind.

Insgesamt zeigen fertige Projekte, wie das Farbleitsystem, dass Low-Tech-Ansätze im Bereich des Krisenmanagements an Schulen und mittlerweile auch an Krankenhäusern eine kostengünstige, zuverlässige und einfach umsetzbare Alternative zu Hightech-Lösungen darstellen. Durch die gezielte Nutzung bewährter Methoden können Schulen und Krankenhäuser eine sichere Umgebung schaffen, in der im Notfall schnell und angemessen reagiert werden kann.

Mittlerweile haben über 300 Schulen in Deutschland das Farbleitsystem installiert, und auch Krankenhäuser setzen vermehrt auf diese bewährte Lösung zur Verbesserung ihrer Sicherheitsvorkehrungen.

Auch in Zukunft hat Low-Tech eine Daseinsberechtigung und das mit Recht.

Über Dejan Pavlovic Designer, Media Consultant, Business Angel
Seit 1994 entwickele ich als Designer für Unternehmen nach dem Prinzip der “10 Heuristiken” Userinterfaces und Webseiten. Durch Zufall bin ich durch die Krisenfälle in Deutschland seit 2009 mit dem Thematik der Leitsysteme und Orientierung in Berührung gekommen. Entwickelt wurde dadurch das Farbleitsystem (FLS). Mittlerweile wird es bundesweit an Schulen und öffentlichen Gebäuden von uns realisiert. Gerne tausche ich mich mit Planern, Betroffenen, Kritikern oder Befürwortern aus und erkläre, was ich mir während der Entwicklung gedacht habe. Leider gibt es einige Menschen, die gerne ohne mein Wissen über die Vor- und Nachteile eines einheitlichen Systems urteilen und einen Dialog mit mir meiden, was ich sehr schade finde. Auch kann es sein, dass ich mit manchen Thesen am Ende nicht immer richtig lag oder auch manches aus meinem Blickwinkel anders interpretiere. Das ist menschlich und im Schaffensprozess natürlich. Daher freue ich mich über Gegendarstellungen und andere Erfahrungen. Ich lasse mich gerne überzeugen und ergänze dann das Gesamtbild.
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