Die Kreiskliniken in Günzburg bekommen unser Farbleitsystem mit EOS-Elementen (Einheitliches Orientierungssystem Schulen)

Dejan Pavlovic
Grundriss vom EG zur Festlegung der neuen Nummerierung

Die Kreiskliniken in Günzburg haben für 2019 die Umsetzung unseres Farbleitsystems geplant. Dazu kommen noch einige Merkmale des EOS (Einheitliches Orientierungssystem Schulen), da in Bayern vorwiegend diese Variante des Orientierungssystems an Schulen umgesetzt wird. Das EOS wurde für die bayrischen Schulen ausgewählt, da es als günstige Do-it-yourself-Variante gesehen wurde und man den Fokus auf die Orientierung für die Rettungsdienste und Polizei beschränkt hatte. Für den alltäglichen Gebrauch ist das EOS nicht konzipiert.

Dagegen soll unser Farbleitsystem die Orientierung sowohl der Besucher und des Personals weiter optimieren als auch bei Krisenfällen oder Rettungsaktionen der Polizei und Feuerwehr die notwendige Erleichterung ermöglichen.

Das FLS ist anpassungsfähig und sehr flexibel.
Ein Krankenhausflur ohne Orientierungshilfe kann Besucher schnell verunsichern.
Orientierung ist hier problematisch. Keine Informationen vorhanden.

Was waren die Alternativen?

Neben unserem Farbleitsystem gibt es natürlich viele andere Möglichkeiten, um die Orientierung bzw. Signaletik in einem Krankenhaus oder öffentlichen Gebäude umzusetzen. Gerade Architekturbüros oder Agenturen, die sich im Bereich Signage spezialisiert haben wie z.B. sis | sign information systems gmbh oder auch einfache Schilderhersteller, wie Informationstechnik Meng GmbH bieten den Service an und haben schon einige Krankenhäuser mit Beschilderungen ausgestattet. Auch das Einheitliche Orientierungssystem Schulen (EOS) oder das Gütersloher Modell wurden gerade für mehr Sicherheit und bessere Orientierung an Schulen entwickelt, wobei hierbei mehr die Polizei als Nutzer in den Fokus gestellt wurde.

Kann ein Baumarkt auch Architektur? Eher nicht!
Eine Infotafel, bei der noch Siebdruck verwendet wurde. Schade, aber die werden wir austauschen.

Architekturbüros und Agenturen für Signaletik
Architekturbüros und Agenturen für Signaletik (Leit- und Orientierungssysteme) sind in dem Bereich hoch professionell und bieten für die Objekte einfach tolle individuelle Lösungen an, die man oft in Pinterest oder Zeitschriften bewundern kann. Dies hat natürlich seinen Preis, sowohl was das Budget angeht als auch die zukünftige Felxibilität und Pflege des Systems. Krankenhäuser ändern sich immer wieder und die Größe der Objekte zwingt oft zu teuren Lösungen, die dann individuell von Firmen produziert und umgesetzt werden. Dabei kommt immer die Frage auf, ob dies den Zweck erfüllt und unter der Berücksichtigung von Lean Management, wo Mitarbeiter entscheiden dürfen, kann der Anspruch des Leitsystems sehr anwachsen. Denn die bessere Orientierung des normalen Besuchers ist die Voraussetzung, aber hinzukommen noch viele weitere Komponenten, die einem bewusst werden sollten.

Ästhetik und Klarheit stehen bei einem Orientierungs- bzw. Leitsystems, wo Corporate Identity, Bilderprache, Gestaltung und Farbgebung sehr individuell und professionell durchdacht und umgesetzt werden, meist im Vordergrund. Allerdings werden oft die Bereiche Inklusion (Barrierefreiheit) und Krisenmanagement stark vernachlässigt. Mehrsprachigkeit, Symboliken, eingeschränkte kognitive Fähigkeiten in Mobilität und Wahrnehmung und auch Verhalten in Krisensituationen von Rettern und zu Rettenden, wird hierbei kaum in Betracht gezogen.

Das ist auch der Grund warum es sehr problematisch sein kann, individuelle Lösungen für Leit- bzw. Orientierungssysteme bei Krankenhäusern und öffentlichen Gebäuden zu verwenden. Eine Orientierung muss einheitlich und von allen erkannt werden können. Jede individuelle Lösung benötig immer eine Lernhürde. Genau wie ein Autogurt oder Fahrradhelm, dient ein einheitliches Orientierungssystem vorwiegend für mehr Sicherheit an den jeweiligen öffentlichen Orten.

Darin besteht die Kunst, sowohl Sicherheit als auch Nutzen für die jeweiligen Zielgruppen zu finden bzw. anzubieten.

Viele Informationen, aber wenig Überblick.
Kann ein Leitsystem sowohl mehr Sicherheit als auch bessere Orientierung anbieten? Ja, kann es!

Das Gütersloher Modell
Das Gütersloher Modell wurde wie die beiden anderen Orientierungssysteme (EOS, FLS) für Schulen 2009 entwickelt. Das ist zumindest bis heute die einfachste Version der Orientierungshilfe bei AMOK- und Krisenfällen in Deutschland. Plakativ werden die Beschilderungen im Außen- und Innenbereich oberhalb der jeweiligen Türen angebracht und nach einem einfachen Prinzip nummeriert. Hierbei wird das System ganz pragmatisch nur für den Notfall umgesetzt, es gibt kein Bestreben schön auszusehen oder für den normalen Besucher als Orientierungshilfe zu dienen.

Es ist unserer Meinung nach ein sehr einfacher und ein innovativer Lösungsansatz, wobei er nur ein eingeschränktes Nutzspektrum hat und man sich fragt, ob der Aufwand gerechtfertigt sind. Zumindest ist natürlich der Ansatz eines Sicherheitsaspektes bei diesem System zu erkennen und den darf man natürlich nicht vernachlässigen. Soweit dieses System an den Schulen angenommen wird und auch die Polizei dieses System tatkräftig unterstützt, wird es auch weiter seine Daseinsberechtigung haben, wie die Rettungsweste in den Passagierflugzeugen. 

Anbei gibt es hier einen Bericht von 2015 an der Meppener Schule, die eine Beschilderung mit diesem System erhalten hat.

Sicherheit sollte immer vor Kostenüberlegungen gehen.

Das einheitliche Orientierungssystem Schule (EOS)
Das „Einheitliche Orientierungssystem Schule (EOS)“-Konzept ist ein Schilder- und Leitsystem im Format DIN A 4, welches oberhalb der Türen angebracht wird. Es soll das schnelle Auffinden von Räumen und Gebäuden für Rettungskräfte und Polizei erleichtern. Bei mehreren Gebäuden kennzeichnen unterschiedliche Farben die Fassaden. Alle Eingänge sind gekennzeichnet mit Eingang (E) oder Notausgang (N) und werden fortlaufend nummeriert, in den Fluren gibt es Hinweise, wo welche Räume und Gebäude aufzufinden sind. Das Konzept beinhaltete außerdem die Überarbeitung der Gebäudepläne, Neuzuordnung der Raumnummern, Festlegung der Treppenhaus- und Flurleitschilder und Erstellung der Notfallpläne für das Lagezentrum der Polizei.

Die Schwächen dieser Lösung zeigen sich bei komplexeren Gebäudestrukturen und verschachtelten Räumen. Die Nummerierungen können sehr schnell sehr kompliziert klingen. Denn z.B. ein geschlossener Raum (ein Raum in einem Raum) im 2. Stockwerk kann leicht eine Bezeichnung bekommen, die so lauten könnte 2.134/1. Wie kann man dies telefonisch im Notfall schnell kommunizieren? Die Situation, dass so ein Fall auftritt ist natürlich minimal, aber möglich. Des weiteren gibt es kein Konzept wie Nummerierungen ergänzt werden, falls ein neuer Raum hinzukommt. Diesbezüglich wurden wir schon mehrmals zu Rate gezogen. Ein System muss flexibel und erweiterbar sein.

Ein anderer Aspekt ist die Farbkennzeichnung. Da alle Schilder blau sind, sind diese natürlich gut erkennbar. Nur die 3 Streifen, die oben links angebracht werden, welche ein Logo eines Landkreises darstellen, dienen als Farbinformation des jeweiligen Gebäudeteils. Grafisch vielleicht noch vertretbar, aber für Krisensituationen eher ungeeignet. Wir kennen die Farbblindheit vieler Einsatzkräfte, die zwischen zwei Farben schwer unterscheiden können. Falls da nun gerade die Farben auf dem Schild vorhanden sind, wird es problematisch. Auch die Farbbereiche im Gebäude sind im Gegensatz zum Farbleitsystem nicht festgelegt.

Für Schulen ist das System an sich noch ausreichend. Bei Berufsschulen oder größeren Objekten kommt das EOS sehr schnell an seine Grenzen. Auch ist es für den Bürger an sich nicht einfach ersichtlich, wie das System funktioniert. Es ist für die Rettungskräfte optimiert und diese werden auch darauf geschult.

Ein Provisorium, was nach der Installation der Farbleitsystems nicht mehr da sein sollte.

Warum haben sich die Kreiskliniken in Günzburg für das Farbleitsystem entschieden?

Das Farbleitsystem (FLS)
Das Farbleitsystem (FLS) wurde ausgewählt, da es nicht die Schwächen hat, die wir im vorherigen Abschnitt verdeutlicht haben. Es ist ein erprobtes Orientierungssystem für Krisensituationen, was schon über 10 Jahre erfolgreich auf dem Markt ist und immer weiter entwickelt wird. Bis jetzt hat sich das Leitsystem in der Konzeption und Installation bei über 200 Projekten bewährt und immer die Ansprüchen erfüllt. Ob an Schulen, Behindertenwerkstätten oder campusartigen Gebäudestrukturen, alle wurden schnell und zuverlässig umgesetzt. Natürlich ist die Beschilderung eines Kreiskrankenhauses auch für uns eine Herausforderung. Weniger die Konzeption und Produktion. Die Montage ist im Gegensatz zu den bisherigen Projekten etwas umständlicher, da wir natürlich darauf achten müssen, dass in diesem Gebäude und Zimmern dauerhaft Menschen sind, die behandelt werden und auch Bereiche sind, wo man sich normalerweise nur eingeschränkt bewegen darf, wie zum Beispiel im OP-Bereichen.

Da einige Merkmale des Einheitlichen Orientierungssystems Schulen (EOS) übernommen werden mussten, haben wir unser Farbleitsystem auch daran angepasst. Voraussetzung war, dass wir die Nummerierung wie vorgesehen übernehmen. Da unser Farbleitsystem diesbezüglich flexibel ist und wir eingesehen haben, dass es in diesem Fall auch praktikabel ist, hatten wir auch keine Einwände. Somit haben wir soweit es geht die Vorteile unseres FLS und die Anforderungen des EOS in diesem Projekt vereinigt.

Auch das Farbleitsystem kann ein einheitliches Orientierungssystem (EOS) in Bayern sein.

Sobald wir das Fabrleitsystem an den Kreiskliniken in Günzburg montiert haben, werden wir dies im Detail veröffentlichen.

Über Dejan Pavlovic Designer, Media Consultant, Business Angel
Seit 1994 entwickele ich als Designer für Unternehmen nach dem Prinzip der “10 Heuristiken” Userinterfaces und Webseiten. Durch Zufall bin ich durch die Krisenfälle in Deutschland seit 2009 mit dem Thematik der Leitsysteme und Orientierung in Berührung gekommen. Entwickelt wurde dadurch das Farbleitsystem (FLS). Mittlerweile wird es bundesweit an Schulen und öffentlichen Gebäuden von uns realisiert. Gerne tausche ich mich mit Planern, Betroffenen, Kritikern oder Befürwortern aus und erkläre, was ich mir während der Entwicklung gedacht habe. Leider gibt es einige Menschen, die gerne ohne mein Wissen über die Vor- und Nachteile eines einheitlichen Systems urteilen und einen Dialog mit mir meiden, was ich sehr schade finde. Auch kann es sein, dass ich mit manchen Thesen am Ende nicht immer richtig lag oder auch manches aus meinem Blickwinkel anders interpretiere. Das ist menschlich und im Schaffensprozess natürlich. Daher freue ich mich über Gegendarstellungen und andere Erfahrungen. Ich lasse mich gerne überzeugen und ergänze dann das Gesamtbild.
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