Leitsystem des Impfzentrums in Hattersheim zur Orientierung der Besucher und des Personals

Dejan Pavlovic

Anfang Dezember wurden wir beauftragt ein Leitsystem für das Impfzentrum in Hattersheim umzusetzen. Da die Vorgaben und auch der Zeitpunkt zur Fertigstellung des Projektes sehr knapp war, mussten wir sehr kurzfristig ein klar erkennbares Orientierungssystem konzipieren, produzieren und montieren.

2017 hatten wir auf diesem Gelände mit den Gebäudekomplexen schon ein „kleines“ Leitsystem konzipiert, wo die Gebäudeteile in Farbbereichen eingeteilt wurden und auf dem Gelände die Kennzeichnung der Gebäude vorgenommen wurde. Das Gelände beinhaltet einen Verwaltungsstandort des Main-Taunus-Kreises, Flüchtlingsquartier für ca. 100 Bewohner und ein Schulungszentrum der Volkshochschule in Hofheim. Dies wurde nicht mehr weiter ausgearbeitet, da der Bedarf des Flüchtlingsquartiers geringer war als erwartet und auch, wie sich vor Kurzem herausstellte, an einen international agierenden Rechenzentrumsbetreiber verkauft wurde, der dies in einigen Jahren zu einem IT-Campus ausgebauen will.

Dies gab uns natürlich die Freiheit, sowohl die Bodenbeläge zu bearbeiten, als auch die Decken für unsere Zwecke zu modifizierten, da es schon festgelegt wurde, dass der aktuelle Gebäudebestand in den nächsten Jahren beseitigt wird und neue Gebäude gebaut werden.

 

Gelände und Positionierung der Beschilderung im Außenbereich
Sieben Impfstraßen müssen im Gebäude untereinander differenziert werden.

Aufbau eines Impfzentrums und Vorgehensweise

Das Gebäudeinnere ist so konzipiert, dass es mehrere „Impfstraßen“ gibt. In diesem Fall sieben, die sich farblich unterscheiden. Die jeweiligen Impfstraßen sind in vier Bereiche unterteilt, die nacheinander von den Patienten betreten werden. Wichtig ist dabei immer, dass so wenig wie möglich Kontakte zwischen den Personen stattfindet und ausreichend Abstand eingehalten wird.

01. Es gibt einen Anmelde- und Aufnahmebereich
Hier werden die Identität, Daten- und Patientendokumentationen abgeglichen.

02. Als nächstes folgt der Aufklärungsbereich
Eine ärztliches Impfgespräch zur Aufklärung über Risiken und mögliche Nebenwirkungen werden hier besprochen.

03. Der Impfbereich
In den Einzelkabinen wird die Impfung an den Patienten durchgeführt.

04. Zum Schluß kommt der Beobachtungsbereich auch Wartebereich
Hier können sich die geimpften Personen unter medizinischer Aufsicht einige Zeit aufhalten. Sanitätspersonal steht hierbei zur Verfügung.

Des Weiteren hat der Main-Taunus-Kreis den Abmeldebereich (Check-out), wo sich nach der abschließenden Kontrolle die Patienten abmelden können.

Hessenweit gibt es insgesamt 28 Impfzentren, die von den jeweiligen Landkreisen und kreisfreien Städten errichtet wurden. Diese werden, sobald genug Impfkapazitäten vorhanden sind, nach Bedarf hochgefahren. Sollten im weiteren Verlauf der Covid-19-Impfungen alle Bedingungen zur Impfung innerhalb der Regelversorgung vorliegen, ist der Übergang der Impfung beim Hausarzt vorgesehen.

Impfzentren dienen zur Erstversorgung der Covid-19-Impfungen, da diese organisatorische und logistische Vorteile bieten.
Erster Entwurf der Impfbereiche und Funktionen.
Extra für die Impfzentren wurde eine Wegbeschilderung mit Pictogramm für den Straßenverkehr entwickelt.

Straßenbeschilderung ist hierbei nötig

In diesem Fall wir nicht das bekannte Farbleitsystem benötigt, sondern die Farblogik zur Unterscheidung der Bereiche. Wichtig ist auch eine klares Leitsystem bzw. Wegweisung zum Impfzentrum an sich. Dies führte dazu, dass wir dieses Mal auch die Straßenbeschilderung auf den Landstraßen mit einbeziehen mussten. Hierbei wurde auch eine einheitliche wegweisende Beschilderung der Covid-19-Impfzentren als Verkehrszeichen (VzKat) zur Verfügung gestellt. Es sollte ein geeignetes Symbol dargestellt werden, dass aufgrund der zu erwarteten Verkehrsmenge und heterogenen Zielgruppe eine vereinfachte Darstellung mittels eines Symbols die Wegweisung ergänzt.

Auch haben wir das Impfzentrum-Logo für den Main-Taunus-Kreis kreiert und dabei auf den Infoschildern sowohl zweisprachig als auch mit Symbolen gearbeitet.

Covid-19-Impfzentrum Wegweiser

Außenbereiche müssen klare Wegbeschreibungen haben

Wichtig für den Außenbereich war eine klare Wegeführung. Sowohl mit dem Fahrzeug bis zum Parkplatz als auch zu Fuß. Hierbei sollte mehr beschildert werden, als wir es üblicherweise tun. Einerseits liegt es daran, dass die Besucher maximal zwei Mal (Erstimpfung, Nachimpfung) zu diesen Ort kommen und anderseits, sollte hierbei so wenig Kontakt mit dem Personal stattfinden wie mögich. Die Besucher sollen ohne Umwege direkt zur Anmeldung geführt werden.

Anzeige der Parkplätze

Auch die Besucher, die mit dem öffentlichen Nahverkehr kommen, sollen direkt bei der Bushaltestelle wissen, in welche Richtung sie gehen soll. Grundsätzlich wird hierbei das „Einbahnstraßen“-Prinzip genutzt. D.h. die Besucher sollen die Wege nicht kreuzen oder sich entgegen kommen, sondern alle in die selbe Richtung laufen. Dies wird auch im Innenbereich des Gebäudes so umgesetzt.

Bereits an der Bushaltestelle, sollte man wissen, wo es lang geht.

Ehemaliges Schulungszentrum wird zum Impfzentrum

Das Impfzentrum-Gebäude war vorher ein Schulungszentrum der Volkshochschule aus Hofheim. Dies wurde nun zum Impfzentrum umgebaut. Räume wurden versetzt, Zugänge wurden entfernt bzw. sind hinzugekommen. Lagerräume wurden eingerichtet und alle nötigen hygienischen Vorkehrungen wurden berücksichtigt.

Eingangsbereich des Impfzentrums

Gerade beim Eingangsbereich wurde ein großer Grundrissplan gestaltet, der die jeweiligen Impfstraßen kennzeichnet und optisch dem Besucher die jeweiligen Bereiche anzeigt. Dies erleichtert natürlich schon vor dem Betreten des Gebäudes die Orientierung.

Grundrisse der jeweiligen Etagen und der farblich gekennzeichneten Impfstraßen.

Innerhalb des Gebäudes

Beim Eintreten des Gebäudes haben wir darauf geachtet, dass die Besucher wirklich überall die Informationen sehen können, die benötigt werden. Die Anmeldung ist der erste Schritt und der Besucher sollte diese nicht lange suchen müssen. Somit haben wir sowohl auf der großen Anzeigetafel, die von der Decke hängt als auch auf dem Boden eine Markierung hinzugefügt. Normalerweise ist die Tafel vollkommen ausreichend, aber gerade in der aktuellen Zeit, wollte der Landkreis sicher gehen, dass Besucher keine wichtigen Informationen übersehen.

Informationstafel und Bodenmarkierung im Innengebäude.
Hierbei wurden mehr Beschilderungen geplant, als nötig. Damit auch wirklich ALLE die Informationen sehen.
In den Fluren wurden auch Informationsschilder angebracht.

Überall Schilder

Um jederzeit den Besucher zu leiten und die Orientierung zu gewährleisten, wurden die Beschilderungsabstände sehr gering gehalten. Bei vielen Raumtüren wurde auf der gegenüberliegenden Wand ein Orientierungsschild angebracht, damit der Besucher immer weiß, wo sich die jeweiligen Bereiche befinden und wo er hingehen muss.

Beim Verlassen des Gebäudes, Beschilderung

Auch beim Verlassen des Gebäudes muss ganz genau angezeigt werden in welcher Richtung sich der Besucher bewegen muss, um zu den Parkplätzen bzw. Bushaltestelle zu gelangen. Es sollte auf jeden Fall vermieden werden, dass die Leute nach der Impfung sich unnötig und lange auf dem Gelände aufhalten. Durch die definierten Timeslots, wann die Besucher kommen sollen, ist geplant, dass nur eine begrenzte Anzahl von Besuchern sich auf dem Gelände aufhalten.

Je schneller die Besucher geimpft werden und das Gelände verlassen, desto geringer ist das Risiko, dass die Leute sich treffen bzw. zu nahe kommen.

Wir hoffen, dass sich niemand im Gebäude verläuft;)

Falls Sie weitere Informationen bezüglich der Impfkoordination in Hessen benötigen, können sie diesen Link benutzen.

Das Ziel ist es, täglich bis zu 1.000 Menschen in diesem Impfzentrum zu impfen.
Über Dejan Pavlovic Designer, Media Consultant, Business Angel
Seit 1994 entwickele ich als Designer für Unternehmen nach dem Prinzip der “10 Heuristiken” Userinterfaces und Webseiten. Durch Zufall bin ich durch die Krisenfälle in Deutschland seit 2009 mit dem Thematik der Leitsysteme und Orientierung in Berührung gekommen. Entwickelt wurde dadurch das Farbleitsystem (FLS). Mittlerweile wird es bundesweit an Schulen und öffentlichen Gebäuden von uns realisiert. Gerne tausche ich mich mit Planern, Betroffenen, Kritikern oder Befürwortern aus und erkläre, was ich mir während der Entwicklung gedacht habe. Leider gibt es einige Menschen, die gerne ohne mein Wissen über die Vor- und Nachteile eines einheitlichen Systems urteilen und einen Dialog mit mir meiden, was ich sehr schade finde. Auch kann es sein, dass ich mit manchen Thesen am Ende nicht immer richtig lag oder auch manches aus meinem Blickwinkel anders interpretiere. Das ist menschlich und im Schaffensprozess natürlich. Daher freue ich mich über Gegendarstellungen und andere Erfahrungen. Ich lasse mich gerne überzeugen und ergänze dann das Gesamtbild.
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