Wenn die Inklusionsfalle zuschnappt und alle sich aufregen.

Dejan Pavlovic

Aktuelle Klage gegen Inklusion an einer Schule in Bremen

In den Zeitungen wird über die Schulleiterin eines Bremer Gymnasium berichtet, die gegen die Einführung der Inklusion an ihrer Schule klagt. Diesbezüglich gibt es natürlich viele Meinungen und alle haben ihre Berechtigung. In unserer Gesellschaft haben wir glücklicherweise Meinungsfreiheit und damit auch häufig offene Kritik.

Menschen, die mit Inklusion wenig zu tun haben, sind bei diesem Thema eher gleichgültig. Menschen, die darin eine Notwendigkeit sehen sind natürlich starke Verfechter für die Inklusion an Schulen und die Personen, die Inklusion umsetzen müssen bzw. damit den ganzen Tag zu tun haben sind der kleinere Teil, der in den Pro und Contras auch wieder eigene Argumente anführt. All dies hängt natürlich davon ab, wie Inklusion im Alltag umgesetzt wurde und wird.

Eigentlich fehlt es immer am Geld, um eine optimale Lösung anzubieten.

Lösungen schaffen und zugleich das Umfeld bereichern

Das ist die Kunst in dieser Thematik, die sehr stark die Inklusion an Schulen betrifft, aber auch die Projekte, die damit zu tun haben. Neben der Suche nach geeigneten Pädagogen, die Inklusionsschüler betreuen können, sind auch die Umbaumaßnahmen an Schulen zu berücksichtigen. Wenn wir uns betrachten wieviel Energie und Zeit benötigt wird, um für einen verhältnismäßig kleinen Teil der Schülerschaft flächendeckend das Umfeld angemessen anzupassen und dafür dann den Rest der Schüler vernachlässigen müssen, ist das Ergebniss eher rückschrittlich als fortschrittlich.

FLS Inklusion
Wenn neue Bedingungen gefordert und eingeführt werden, sollten auch unmittebar die entsprechenden Lösungen angeboten werden können.

Pragmatisch und weitsichtig vorgehen

Alles sollte pragmatisch und besonnen betrachtet werden. Nicht dogmatisch ideologisches Überstülpen, sondern konstruktiv im kleinen Kreis den Schulen selbst die Freiheit geben, ob Inklusion realisierbar ist oder nicht. Eine flächendeckend einheitliche Lösung ist im Fall Inklusion kaum möglich – zu individuell und persönlich sind die Bedürfnisse und Anpassungsfähigkeiten der Menschen mit einem Handicap. In der alltäglichen Praxis wird schnell klar, dass ohne individuellen Spielraum und Entscheidungsfreiheit für die Verantwortlichen (auch für die Eltern!) der Inklusionsgedanke in einer ideologischen Idee stecken bleibt.

Es gibt viele Ansätze, die zeigen, dass mit einfachen Mitteln viel erreicht werden kann. Wir sehen z.B. das Farbleitsystem, das für eine bessere Orientierung an Schulen genutzt wird. Dieses System erleichtert auch die Orientierung an Förderschulen. Nebenher ist das System auch noch optimiert für Krisenfälle an Schulen, wodurch auch die Polizei und Rettungsdienste sich schnell zurechtfinden.

Es sollte für alle die Möglichkeit bestehen frei zu entscheiden.

Gerade Schulträger, die nicht die finanziellen Mittel haben, sollten genau überlegen, wie die Inklusion an Schulen umsetzbar ist. Alle sollten informiert werden und auch eine konstruktive Diskussion sollte nicht vermieden werden, aber eine bindende Entscheidung und ein zeitlicher Plan sollten erst dann das Ziel sein, wenn auch die Mittel und Lösungen zur Verfügung stehen.

Oft werden die Prioritäten darin gesetzt, was gerade in den Nachrichten dominiert oder welche Wahlen bevorstehen. Betrachtet man den aktuellen Zustand an vielen Schulen, wo Toiletten nicht funktionieren, die Fassaden bröckeln oder kein vernünftiges Krisenmanagement für Notfälle existiert. Fragt man sich oft, warum dann soviel in Inklusion investiert werden kann.

Wir sind für Inklusion und Sicherheit an Schulen. Mit klaren Strukturen, nachhaltiger Planung und Weitsichtigkeit.

Inklusion ist wichtig

Man sollte uns nicht falsch verstehen. Wir sind für Inklusion an Schulen und unterstützen dies. Sobald wir vom Schulträger beauftragt werden, das Farbleitsystem umzusetzen, beraten und unterstützen wir die Schulen in der Planung und Umsetzung. Natürlich werden von vielen Seiten weitere Fachleute mit einbezogen, wo jeder für sich die höchste Priorität sieht. Aber oft fehlen noch die Erfahrungen und dementsprechend steigen die Kosten. Der rechtliche Druck und der Zeitfaktor beschleunigen die Fehlentscheidungen.

Unsere Gesellschaft ändert sich und auch die Schulen werden sich dem anpassen müssen.

Privatschulen haben dagegen die Freiheit selbst zu entscheiden, ob diese inklusiv wird oder nicht. Der Vorteil dabei ist, dass die nötigen finanziellen Ressourcen immer für die aktuellen und schulinternen Notwendigkeiten verwendet werden. Wenn der Bedarf an Inklusion weiter wächst und die Schulen die Bereicherung bzw. den Bedarf sehen, wird der Markt dies einfordern. Wie alle gesellschaftlichen Umwälzungen, die in den letzen Jahrzehnten stattgefunden haben.

Man betrachte die Entwicklung der Ganztagsschulen, barrierefreie Zugänge, Fluchtwege bei Brand, Anpassung des Verhaltens bei AMOK- und in Krisenfällen. All diese Komponenten haben die Schulen mittlerweile in den Alltag implementiert. Auch die Inklusion wird dies mit der Zeit schaffen. Nicht nur die Pädagogen, sondern die Gesellschaft an sich wird damit immer besser umgehen können.

Zum Schluss wird alles Gut!
Über Dejan Pavlovic Designer, Media Consultant, Business Angel
Seit 1994 entwickele ich als Designer für Unternehmen nach dem Prinzip der “10 Heuristiken” Userinterfaces und Webseiten. Durch Zufall bin ich durch die Krisenfälle in Deutschland seit 2009 mit dem Thematik der Leitsysteme und Orientierung in Berührung gekommen. Entwickelt wurde dadurch das Farbleitsystem (FLS). Mittlerweile wird es bundesweit an Schulen und öffentlichen Gebäuden von uns realisiert. Gerne tausche ich mich mit Planern, Betroffenen, Kritikern oder Befürwortern aus und erkläre, was ich mir während der Entwicklung gedacht habe. Leider gibt es einige Menschen, die gerne ohne mein Wissen über die Vor- und Nachteile eines einheitlichen Systems urteilen und einen Dialog mit mir meiden, was ich sehr schade finde. Auch kann es sein, dass ich mit manchen Thesen am Ende nicht immer richtig lag oder auch manches aus meinem Blickwinkel anders interpretiere. Das ist menschlich und im Schaffensprozess natürlich. Daher freue ich mich über Gegendarstellungen und andere Erfahrungen. Ich lasse mich gerne überzeugen und ergänze dann das Gesamtbild.
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